Historische Momente

Das Leben ist nicht planbar. Zumindest nicht langfristig. Und so „passieren“ im Laufe der Zeit Ereignisse, deren Bedeutung für die persönliche Entwicklung oder aber auch für die globale Entwicklung man sich oft gar nicht bewusst ist.

Der Autor dieser Zeilen ist Stand 2021 erst zarte 27 Jahre alt. Und doch haben sich im Laufe dieser Jahre sowohl persönlich als auch global Ereignisse abgespielt, die prägen. Ereignisse, die unvergesslich sind. Ereignisse, die den Lauf der Welt womöglich für immer verändern werden. Die in die Geschichtsbücher eingehen werden als Meilensteine des zweiten und dritten Jahrtausends. man muss sich dessen bewusst sein, dass „alltägliche“ Ereignisse unter Umständen viel mehr bedeuten. Ein paar Beispiele:

Ich weiß noch genau, wie ich vor fast 16 Jahren, am Dienstag, den 19. April 2005 – ich war gerade einmal 11 Jahre alt – vor dem TV saß, als weißer Rauch im Vatikan aufstieg. Joseph Aloisius Ratzinger alias Benedikt XVI. war soeben zum Papst gewählt worden. Sofort rannte ich voller Begeisterung zu meiner Oma im Garten und sagte nur „Es ist der Deutsche“. Weil ich als Kind schon verstand, dass das ein historischer Moment sein muss, wenn nach fast 500 Jahren mal wieder ein Landsmann das höchste Kirchenamt inne hat. Übrigens war auch der letzte nicht-italienische Papst vor der Wahl des Polen Karol Józef Wojtyła alias Johannes Paul II. (übrigens erster Slawe auf dem Papstthron) im Jahre 1978 ein Deutscher, dazwischen gab es über 450 Jahre lang nur italienische Päpste. Man muss kein Kirchenfanatiker sein, um zu erfassen, dass da in mehrerlei Hinsicht Geschichte geschrieben wurde. Auch durch die Emeritierung des Benedikt XVI., der seit über 700 Jahren der erste Papst war, der sein Amt freiwillig und nicht zugunsten eines bereits amtierenden Konkurrenten aufgab (Quelle: Wikipedia, Wikipedia).

Ebenso bedeutsam die Jahre 2009 und 2017 für die amerikanische Politik. Da war ich 15 Jahre respektive 23 Jahre alt – also im besten Alter, um mich so langsam für Politik zu interessieren. Auch wenn ich in 2009 die Tragweite der Wahl des ersten afroamerikanischen Präsidenten noch nicht so richtig erfassen konnte und auch die Inauguration nicht wirklich verfolgte, so war mir doch zumindest bewusst, dass da ein Stück Geschichte geschrieben wurde. Eine Geschichte von ausgeprägter Versöhnung nach der Präsidentschaft Bush Jr.s. Eine Geschichte, die den Friedensnobelpreis wert war. Eine Geschichte, die mich auch persönlich so beeindruckt hat, dass ich Obama tatsächlich einen Brief schreiben wollte (Anm.: habe ich bis heute nicht getan – aber kann ja noch werden). Barack H. Obama ist für mich Vorbild und Inspiration, ganz abgesehen von dem politisch Erreichten. 2017 war die Tragweite einer Trump’schen Präsidentschaft noch nicht zu 100% absehbar; aber absehbar war, dass der Kurs eher nationalistisch ausfallen würde. Dennoch plädierte ich damals dafür, ihm eine Chance zu geben – und immerhin für die Wirtschaft war er gut. Donald Trump bleibt mir in Erinnerung als ein narzisstischer Entertainer mit null politischem Gespür, dessen Reden aber an Peinlichkeit kaum zu überbieten sind (okay, abgesehen von 1-2 Erklärungen in den letzten Tagen seiner Präsidentschaft). Jetzt haben wir 2021 und es wird transatlantisch schon wieder Geschichte geschrieben – mit Joe R. Biden, der beim 3. Anlauf endlich geschafft hat, doch noch Präsident zu werden und eine Geschichte der politischen Versöhnung in der Innen- und Außenpolitik schreiben wird – und natürlich mit Kamala Devi Harris als erster weiblicher, afroamerikanischer und asiatisch-amerikanischer Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika. Die auch noch echtes Potential hat, eines Tages Präsidentin zu werden. Das war die erste Wahl und Inauguration, die ich wirklich intensiv und gespannt verfolgte. Nebenbei bemerkt, wird mir auch die gescheiterte Kandidatur von Hillary D. Rodham Clinton als erster weiblicher Präsidentin der USA (dieser Schritt wäre vmtl. auch zu groß gewesen für die amerikanische Politik) in 2016 in Erinnerung bleiben und evtl. in ferner Zukunft ein wenig Geld einbringen, weil ich eine Flasche der Jane Walker Edition von Johnnie Walker als Geldanlage ergattern konnte – ein seltenes Sammlerstück.

Es gäbe mit einigem Nachdenken noch einige andere dieser Geschichten zu erzählen, die sich erst in den letzten ~20 Jahren zugetragen haben – aber am Ende muss jeder für sich selbst entscheiden, was für ihn bedeutsam ist. Nur sollten wir nie vergessen, unseren Blick zu schärfen – unsere perspektive zu erweitern, um solche Momente und Erinnerungen nicht zu verpassen oder zu vergessen. Es sind noch viele weitere davon am Horizont.

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